Das neue Verkaufs- und Ausstellungsgebäude eines Motorradhändlers im Voralpenland hatte eine Reihe von Anforderungen zu erfüllen, die durch eine attraktive Konstruktion aus BauBuche erfüllt wurden.
Der Kurort Oy-Mittelberg im Oberallgäu liegt auf rund 1000 m Höhe in einer naturbelassenen Region im Alpenvorland. Da das alte Gebäude für sein wachsendes Unternehmen viel zu klein geworden war, entschied sich Sebastian Martin für den Bau eines neuen Firmensitzes im örtlichen Gewerbepark 2. Für seinen Handel mit BMW-Motorrädern der Spitzenklasse benötigte er ein ebenso hochwertiges Gebäude für Showroom, Büros und Lager. Dabei musste er sich an die Baurichtlinien von BMW Motorrad halten, die z.B. für den Hallenboden einen Asphaltbelag mit 20 mm anthrazitfarbenem Industrieanstrich und für den Verkaufsraum einen Holzboden aus Eiche sowie elegante Möbel aus Natureiche mit weißen Verzierungen vorsehen. Sebastian Martin träumte von einem Gebäude im minimalistischen Stil mit sorgfältig ausgewählten, hochwertigen Materialien, nach dem Motto: Weniger ist mehr!
Das neue Gebäude beherbergt eine Reihe von Büros, einen Motorrad-Ausstellungsraum, eine Werkstatt und ein Ersatzteillager. Es ruht auf einer 20 cm dicken schwimmenden Stahlbetonplatte mit XPS-Bodendämmung. Dieses Fundament trägt einen Industrieestrich mit integrierter energieeffizienter Gas-Fußbodenheizung, die mit einer Vorlauftemperatur von 35 Grad betrieben wird. Das Treppenhaus und der Aufzug befinden sich im gemauerten Erschließungstrakt. Im Westen dieses Blocks befinden sich die Verwaltungsräume, die sich über zwei Etagen erstrecken. Die helle Werkstatt mit übergroßen Fenstern ist nach Süden ausgerichtet, während sich nördlich des Bürotraktes der großzügige Ausstellungsraum befindet. Bei den Festigkeitsberechnungen des Tragwerks mussten die Ingenieure eine hohe Schneelast berücksichtigen, da Oy-Mittelberg in der Schneelastzone 3 mit einer vorgegebenen Bodenbelastung von 6,0 kN/m² liegt.
Für den neuen Werkstatttrakt wählte der Bauherr eine Holzbauweise. Folgerichtig wurde auch für das Pultdach und die Giebelseiten sowie für die längslaufenden Dach- und Wandaussteifungselemente Holz verwendet. Angesichts der kompakten, rechteckigen Form des Gebäudes (42,50 m x 18,66 m) und der Schneelastzone hätte eine Konstruktion in konventionellem Brettschichtholz eine viel zu massive Dachkonstruktion für ein Gebäude dieser Größe erfordert. Auch wären herkömmliche Brettschichtholzträger in der geforderten Höhe von bis zu 2 m für die moderne Gestaltung des Gebäudes als luftiger, offener und lichtdurchfluteter Baukörper völlig ungeeignet gewesen. Die Planer zogen kurzzeitig eine Konstruktion mit Weichholz-Fachwerkträgern in Betracht, stellten aber schnell fest, dass dies viel zu viele Verbindungselemente erfordern würde. Außerdem hätte eine solche Konstruktion wiederum eine Gitterträgerhöhe von etwa 2 m mit riesigen Ober- und Untergurten zur Folge gehabt, die das Gesamtbild des Gebäudes zerstört hätten. Man entschied sich schließlich für eine gemischte Holzkonstruktion mit relativ schlanken, hochfesten Fachwerkträgern aus BauBuche in Kombination mit Pfosten, Deckenbalken und Pfetten aus Fichte. Dank der deutlich höheren Zug- und Lastfestigkeiten von BauBuche im Vergleich zu Fichtenschichtholz verfügt das Gebäude nun über eine elegante, filigrane Dachkonstruktion, die in ihren Abmessungen einer Stahlkonstruktion nahe kommt. Im Gegensatz zu Stahl gibt es jedoch keine hohe eingebettete Energie. Die BauBuche-Konstruktion macht auch kostspielige Brandschutzmaßnahmen überflüssig, da die Holzträger und -pfosten einem Feuer viel länger standhalten als eine ähnlich dimensionierte Stahlkonstruktion.
Die BauBuche-Gitterträger werden mit Stahldübeln und Schlitzblechen kraftschlüssig verbunden. Die Verbundkonstruktion wird mit Windstreben ausgesteift. Die Ober- und Untergurte der Fachwerkträger ruhen auf Brettschichtholzpfosten, die auf einem umlaufenden Stahlbetonstreifenfundament montiert und mit Stahldübeln und Schwerlastankern gesichert sind. Elastisch eingebettete Betonträger leiten die Vertikallast in den Boden ab. Die Tragkonstruktion entspricht nicht nur dem aktuellen Stand der Technik, sondern ist auch ästhetisch ansprechend, so dass die neuen Geschäftsräume von Sebastian Martin schon jetzt als Landmark-Gebäude gelten. BauBuche appears wurde auch für die Fensterlaibungen verwendet. Insgesamt wurden in dem Gebäude in Oy-Mittelberg 16 m³ des vielseitigen Buchenfurnierschichtholzes verbaut. Die Hülle und das Dach sind aus Sandwichelementen gefertigt. Die Paneele wurden werkseitig mit einer PU (Polyurethan)-Dämmung versehen und sind direkt an der Tragkonstruktion befestigt. Ihre Außenseite ist mit einer kaschierten Aluminiumfolie geschützt, die nach innen gerichtete Seite ist mit Blech verkleidet. Die Sandwichpaneele des Daches ruhen auf Brettschichtholzpfetten. Da alle Elemente vorgefertigt waren, konnten sie innerhalb kürzester Zeit vor Ort montiert werden.
Das Gebäude in Oy-Mittelberg zeigt einmal mehr die vielfältigen Konstruktions- und Gestaltungsmöglichkeiten von BauBuche, sowohl bei hochbelastbaren Elementen als auch bei normal belastbaren Fachwerkkonstruktionen. Ein weiteres Thema, das Statiker beschäftigt, ist das Verhältnis zwischen Elastizität und Festigkeit einer Konstruktion. Auch hier löst BauBuche viele Probleme: Da BauBuche-Elemente mit relativ kleinen Querschnitten, wie sie für Mehrfeldträger typisch sind, hohen Biegekräften standhalten, eignet sich das Material besonders für Konstruktionen, bei denen die Höhe begrenzt ist und jeder Zentimeter zählt.
Trotz des erhöhten Aufwandes bei der Bearbeitung und eines höheren Materialpreises der BauBuche im Vergleich zum Fichtenleimholz, ist das Fazit der ausführenden Firma durchweg positiv: „Wir werden das Material bei zukünftigen Bauvorhaben wieder einsetzen.“
-Text von Marc Wilhelm Lennartz-
Beratung für Architekten, Bauingenieure, Bauherren und Holzbauunternehmen