Zu Beginn des Jahres 2020 konnte das von der Aachener Architektin Eva von der Stein geplante Columbarium in der Kirche St. Gregorius der Pfarre St. Gregor von Burtscheid (in Aachen-Burtscheid) seiner Bestimmung übergeben und erstmalig auch einer interessierten Öffentlichkeit präsentiert werden.
Die neue Struktur, die als Kolumbarium St. Gregorius bekannt ist, wurde in die umstrukturierte Krypta der Kirche St. Gregorius integriert, die von dem Architekten Stefan Leuer in einer parabolischen Form entworfen und zwischen 1962 und 1965 gebaut wurde. Da die Krypta eine recht niedrige Decke hat, musste Eva von der Stein einige Hindernisse überwinden. Dies gelang ihr meisterhaft, indem sie einen offenen Kreis von Urnengräbern entwarf, der einen Raum im Raum bildet. Die angenehmen Proportionen des Kreises schaffen einen harmonischen, schützenden Raum. Das kreisförmige Kolumbarium mit einer Höhe von 2,44 m umgibt den Besucher und ist aus Buchensperrholz in einem warmen Farbton gefertigt. Die Urnennischen sind unterschiedlich groß und bieten Platz für zwei bis vier schwarze Urnen und damit für Familiengräber. Alle Urnen werden in Gruppen aufgestellt und erinnern so an die Gemeinschaft der Toten. Die Urnen selbst haben alle eine kubische Form und sind aus schwarzem Walzstahl gefertigt und tragen jeweils den Namen des Verstorbenen, das Geburts- und das Sterbedatum.
Am Fuß der drei Segmente des Kolumbariums befindet sich eine Schattenfuge, so dass die Wandteile vom Boden abgehoben erscheinen. Oberhalb der Urnenwand sorgt ein kreisförmiges, knapp unter der Decke hängendes Lichtband für unaufdringliches Licht. Im Inneren des Kreises gibt es keine Ornamente oder Dekorationen, und seine fesselnde Atmosphäre entsteht allein durch die Proportionen der Strukturen, das Licht und die den Raum beherrschenden Farben – das matte Schwarz der Urnen, das warme Braun des Buchenholzes und das Gold der kleinen Inschriften auf den Urnen. Das Licht der Kerzen, die direkt vor den Urnen angezündet werden, hebt die Textur der sorgfältig ausgewählten Materialien hervor, während andere Bereiche in Schatten gehüllt sind.
Im Scheitelpunkt der fast parabolischen Außenwand der Krypta wurde eine schmale Glastür eingebaut, durch die der bepflanzte Innenhof des Aeternums sichtbar ist. Das Aeternum ist zum Vorplatz und zur Straße hin durch eine 3,5 m hohe, gebogene Stampfbetonwand abgeschirmt, die parallel zur Außenwand der Kirche verläuft. Nach fünfzehn Jahren wird die Asche des Verstorbenen schließlich aus dem Kolumbarium entfernt und im Aeternum beigesetzt. Die Stampfbetonwand hat einen gelben Farbton, der sich von der weißen und viel höheren Kirchenwand abhebt. Sie ist somit ein eigenständiges Bauwerk und ähnelt sehr einer Skulptur. Ihre auffällige, lebendige Textur entstand durch das manuelle Auftragen des Stampfbetons. Deutlich sichtbare horizontale Linien markieren die Arbeit eines jeden Tages. Die Oberfläche ist relativ glatt, aber hier und da gibt es raue Stellen, die die innere Zusammensetzung der Struktur aus Kies und Sand offenbaren.
Wenn man aus dem Kolumbarium herausschaut, sieht man eine rechteckige, fensterartige Aussparung in der Wand, die das Aeternum schützt. Diese Aussparung scheint von oben geschnitten zu sein und enthält ein hinterleuchtetes Bronzekruzifix des Bildhauers Benno Werth.
Hinter dem Columbarium, an der Westwand der Krypta, ist eine Art Umgang entstanden. Hier findet der beeindruckende Passionszyklus von Herbert Falken einen angemessenen Ort. Was könnte geeigneter sein, den Hintergrund eines Columbariums zu bilden? Zwischen dem inneren Rund und der Nordwestecke der Krypta hängt der spätgotische Korpus des gekreuzigten Erlösers und lädt zum Gebet ein. Darunter ist das Totenbuch aufgeschlagen.
Im Inneren des Columbariums fällt dem Besucher – etwas seitlich – ein merkwürdiges, stelenartiges Gebilde auf. Es handelt sich um eine von Albert Sous geschaffene Tabernakelsäule. Sie stößt aus der Krypta durch die Decke in den oberen Kirchenraum empor.
Noch hat man die Gestaltung des Kirchenvorplatzes nicht in Angriff genommen. Aber schon jetzt wird deutlich: Zu dem unverkennbaren, das Stadtviertel prägenden Ensemble der zur Straße hin schiffsbugartig sich hoch aufschwingenden Sichtbetonwand der Kirche und dem daneben emporragenden Kampanile ist nun in gelungener Weise ein drittes, sich mit dem Vorhandenen verbindendes und doch auch eigenständiges Element hinzugekommen.
Man darf der Gemeinde St. Gregor von Burtscheid und der Architektin Eva von der Stein zu dem ästhetisch ansprechenden, würdevollen und zeitgemäßen Columbarium gratulieren.
-Text von Josef Els-
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