Aufstockung in BauBuche für filigrane Krönung

Reichenberger Invest GmbH & Co KG, Aichach, Deutschland

Für das Dachtragwerk der Aufstockung eines dreigeschossigen Bürogebäudes im bayerischen Aichach kam ein Holzskelett aus BauBuche-Stützen und -Trägern zum Einsatz. Damit wurde eine minimalistische Konstruktion für lichtdurchflutete Innenräume und eine optimale Fassadengestaltung möglich.

Beteiligte

Projekt informationen

Auf dem ehemaligen Milchfabrikgelände von Aichach, einer Kreisstadt im Zentrum der Metropolregion München – Augsburg – Ingolstadt, stand von 2009 bis Herbst 2020 ein dreigeschossiges Gebäude. Es wurde und wird als Geschäfts- und Bürogebäude genutzt, ist aber nun um ein Stockwerk aufgestockt worden. Im zweiten Stock sind die „Energiewirte“ untergebracht, die Solar- und Windkraftanlagen planen und betreiben. Durch den seit Jahren anhaltenden Boom war ihr Platzbedarf allmählich gestiegen, weshalb sie schließlich mit ihrem Vermieter beschlossen, dass bestehende Mineralgebäude aufzustocken. Um dies bei laufendem Betrieb zu ermöglichen, kristallisierte sich als beste Lösung eine Aufstockung in Holzbauweise heraus. Den Entwurf dafür lieferten Schlamberger Moosbichler Architekten aus Augsburg. Das Staffelgeschoss springt im Vergleich zum Bestand rundum nach innen und ermöglicht großzügige Dachterrassen, vor allem an den Längsseiten. Die Aufstockung wirkt wie die Krönung des Bestandsgebäudes und wertet es dadurch auf.

Skelettbau aus BauBuche mit Brettschichtholz für die Dachdecke

Als Tragwerk für das 37 m lange, 11 m breite und 4 m hohe Staffelgeschoss wählten die Statiker einen Holzrahmen aus BauBuche der Festigkeitsklasse GL 75. Es besteht aus 3,10 m hohen BauBuche-Stützen (B/H: 20 cm x 24 cm ), die in den Außenwandebenen in einem Achsraster von 5,35 m angeordnet sind, sowie 6 cm hohen Doppelträgern aus BauBuche (B/H: 2 x 20 cm x 44 cm) mit einer Länge von 10,40 m quer von Stütze zu Stütze gespannt. An der Stirnseite des Staffelgeschosses sind die Randträger dann mit 20 cm nur noch halb so breit. Zur Verbindung der Wand- und Dachelemente wurde eine Art Ringbalken aus BauBuche (B/H: 10 cm x 44 cm) auf die Stützenköpfe gelegt. Als Decke bzw. Dach fungieren 16 cm starke Brettschichtholzplatten. Passgenau verschnürt wurden die 60 cm breiten Elemente über die BauBuche-Balken gelegt und mit diesen verschraubt. Montiert wurde das Ganze von den Zimmerleuten des Generalunternehmers Gumpp Maier auf der gedämmten und abgedichteten, 40 cm dicken Stahlbetondecke im zweiten Obergeschoss. Zuvor wurden die BauBuche-Bauteile im Werk mit einer Lackschicht versehen, um sie vor Feuchtigkeit zu schützen.

Schlanke Querschnitte erhöhten Wirtschaftlichkeit und Ästhetik der Aufstockung

Die Vorteile der Verwendung von BauBuche für diese Konstruktion im Vergleich zu Fichtenleimholz liegen in der höheren Festigkeit und Dichte, die deutlich schlankere Querschnitte bei gleicher Belastung ermöglichen. Dies erhöht nicht nur die Wirtschaftlichkeit des Anbaus, sondern sorgt auch für die gewünschte Optik der Büroeinheit im Dachgeschoss. Die schlanke Konstruktion korrespondiert auch mit den großen Glasfassaden an den Längsseiten aus Dreifach-Isolierglas, die jeweils eine Pfosten-Riegel-Konstruktion aufnehmen. Diese sind vor den BauBuche-Stützen angeordnet, so dass das Holzskelett auf der Innenseite sichtbar bleibt. Die „Restflächen“ der Gebäudehülle bilden 4 m hohe, vorgefertigte und gedämmte Holzrahmenbauelemente. Die 33 cm dicken und maximal 11 m langen Elemente bestehen aus einem 18 cm tiefen, voll gedämmten Rahmen aus Konstruktionsvollholz, auf den raumseitig eine 22 mm dicke OSB-Platte aufgebracht wurde, die sowohl die Elemente aussteift als auch eine luftdichte Schicht darstellt. Darauf folgen zwei Lagen Gipskartonplatten. Auf der Außenseite erhielten die Wandelemente zum Schutz vor Witterungseinflüssen eine 3,5 cm dicke Holzfaserdämmschicht einschließlich einer Fassadenbahn. Schließlich die horizontal gegliederte, hinterlüftete Fassade aus Lärchenholz-Rhombusleisten auf einer Unterkonstruktion. Dieser Wandaufbau erreicht einen U-Wert von 0,19 W/(m²K). Die vertikale Aussteifung der Konstruktion erfolgt über die Außenwände der Holzrahmenkonstruktion sowie zwei quer zur Gebäudelängsrichtung angeordnete Innenwände, deren Rahmen und Schwelle aus besonders stabilem und formstabilem Furnierschichtholz gefertigt sind. Diese Innenwände stehen auf Stahlträgern, über die die Lasten direkt in die Stahlbetonstützen und -wände des Bestandsgebäudes eingeleitet werden können, ohne die oberste Betondecke zu belasten. Die horizontale Aussteifung erfolgt durch die auf die BauBuche-Träger aufgeschraubte Brettschichtholz-Dachscheibe.

Heißbemessung und Brandmeldeanlage ermöglichen die sichtbare Holzkonstruktion

Die Holzbauteile des Erweiterungsbaus, der in die Gebäudeklasse 5 eingestuft werden soll, wurden „auf Abbrand“ berechnet und entsprechen einer Feuerwiderstandsklasse von F90. Das heißt, sie wurden rundum mit einer zusätzlichen Holzschicht „aufgestockt“, deren Dicke so gewählt ist, dass es 90 Minuten dauert, bis der tragende Querschnitt erreicht ist. Diese so genannte „Heißmessung“, in Kombination mit einer automatischen Brandmeldeanlage, dass die Holzbauteile sichtbar bleiben konnten. Auch durfte die Fassadenbekleidung und die Außenwanddämmung mit brennbaren Baustoffen ausgeführt werden, da sich das Dachgeschoss auf der kompletten Länge um mehr als einen Meter von der Gebäudekante des Bestands absetzt und demzufolge ein Brandüberschlag vom Dachgeschoss auf die darunter liegenden Geschosse über die Fassade ausgeschlossen werden kann. Die Auskragungen der Deckenkonstruktion mit den Vordächern und die mit Titanzinkblechen bekleidete Attika, die an der Ostseite markant bis auf die Terrassenebene heruntergezogen wurde, verstärkte man mit Furnierschichtholzplatten.

Emissionsfreie Wärmeversorgung über moderne Infrarot-Module

Da der hochwärmegedämmte Baukörper nur noch eines Minimums an Heizwärme bedarf, setzte man auf eine emissionsfreie Lösung aus modernen Infrarot-Modulen. Diese erfordern keine kostspieligen Boden-, Wand- oder Deckeninstallationen und heizen im Gegensatz zu trägen Flächenheizungen in Kurzzeit auf. Da strombasiert, installierte man auf dem Flachdach eine eigene Stromversorgung mit einer Photovoltaik-Anlage auf einer Fläche von 154 m². Zudem stellt eine raumlufttechnische Anlage den kontinuierlichen Luftaustausch mit einem Wärmerückgewinnungsgrad von 80 % sicher. Das neue Dachgeschoss hält Nutzungseinheiten für Büros, Besprechungsräume sowie eine kleine Kantine bereit. Dank der integrierten Planung und eines hohen Vorfertigungsgrads konnte die holzbauliche Aufstockung auf den mineralischen Dreigeschosser in nur acht Monaten ausgeführt werden.

-Text von Susanne Jacob-Freitag und Marc Wilhelm Lennartz-

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