Stahlharte Träger aus Holz

müllerblaustein HolzBauWerke, Blaustein-Dietingen, Deutschland

Die neue Produktionshalle der müllerblaustein HolzBauWerke setzt – wie könnte es anders sein – auf Holz. Und das selbst bei der hoch belasteten Kranbahn, deren Träger aus BauBuche gefertigt wurden. Sie sind fast so tragfähig wie sie es aus Stahl wären, allerdings viel schlanker, was Hallenhöhe und damit Baukosten sparte und noch dazu sehr elegant aussieht.

Beteiligte

Projekt informationen

Seit Sommer 2018 haben die müllerblaustein HolzBauWerke (müllerblaustein Holzbau GmbH) aus dem schwäbischen Blaustein eine neue Fertigungshalle. Sie war längst überfällig, da der Betrieb im vergangenen Jahrzehnt ständig gewachsen ist. Und schließlich stieß das Unternehmen wegen der sehr großen Nachfrage nach elementierten und modular konzipierten Bauteilen an seine Grenzen. Mit der Investition in den 120 m langen und rund 24 m breiten Hallenneubau hat müllerblaustein seine Kapazitäten so vergrößert, dass Wand- und Deckenelemente für Module in Holzbauweise wirtschaftlich und montagefertig hergestellt werden können.

Vorgespannte Stahlbetonstützen mit Lagerkonsolen für die Kranbahn und Stützenköpfe, die als Gabellager für die Brettschichtholz-Fachwerkträger ausgebildet sind, bilden das Tragwerk der 14,70 m hohen Halle, die man am besten als „Balken auf zwei Sockeln in Reihe“ bezeichnen könnte. Die im Abstand von 8 m zueinander aufgestellten Stützen definieren die Spannweite der 15 Kranbahn-Einzelträger, die aus unterspannten, zwischen den Stahlbetonstützen aufgehängten BauBuche-Konstruktionen bestehen. Diese Balken bilden eine durchgehende Kranbahn.

Kranbahn-Träger als BauBuche-Verbundquerschnitt ausgeführt

Die Kranbahn ist für eine maximale Nutzlast von 50 Tonnen ausgelegt und bietet Platz für zwei Portalkräne mit je zwei Laufkatzen, wobei jede Laufkatze bis zu 12,5 Tonnen tragen kann. Für die Kranbahnträger wählten die Konstrukteure einen zweiteiligen „Balken- und Platten“-Querschnitt. Die Verbundkonstruktion ist 40 cm hoch und besteht aus einem 24 cm breiten und 28 cm hohen BauBuche-Träger der Klasse GL70 und zwei verleimten 6 cm starken BauBuche-S-Platten. Beide BauBuche-Produkte bieten hervorragende Festigkeitseigenschaften (und sind jetzt sogar als GL75-Produkte erhältlich), was sie zum idealen Material für den Einsatz in Elementen macht, die hohen Belastungen ausgesetzt sind, wie es bei dieser Kranbahn der Fall ist.

Die unterspannte Konstruktion besteht aus zwei BauBuche-Pfosten mit einem quadratischen Querschnitt von 20 cm (GL70) und Stahlzugstangen mit Spannschlössern. Zusammen mit dem BauBuche-Verbundträger misst jede Einfeldkonstruktion rund 2,80 m in der Höhe. Ihre Länge beträgt 8 m, bezogen auf den Abstand zwischen den Pfeilern. Die Enden der Träger der unterspannten Konstruktion liegen auf den Konsolen der Stahlbetonpfeiler auf und sind mit vormontierten Montageplatten verschweißt. Die Fugen zwischen den Einfeldträgern verlaufen parallel zur Konsolenachse und werden mit Dübeln und Schlitzplatten an den tragenden Stahlteilen befestigt. Auch die Verbundträger sind mit den dahinter liegenden Stützen verbunden, so dass sie bei vertikaler Belastung gegen Kippen gesichert sind.

Die auf den BauBuche-Trägern aufgesetzten Kranfahrschienen bestehen aus Flachstählen mit aufgeschweißten Stahlquadern, die aus nur 70 mm Vollmaterial bestehen. Die Schienen liegen in den Aussparungen der BauBuche-Platten. Die Schienen werden mit Vollgewindeschrauben an den Kranbahnträgern befestigt.

BauBuche spart Hallenhöhe und sieht gut aus

Der Bau von hochbelastbaren Elementen wie Kranbahnträgern aus Holz ist erst mit der BauBuche so richtig interessant geworden, denn das innovative Buchenfurnierschichtholz aus geschälten Furnieren bietet Festigkeitseigenschaften, die denen von Stahl in etwa gleichkommen. Auch bei den Kosten gibt es keinen nennenswerten Unterschied zwischen BauBuche und Stahl. Allerdings hätte ein Stahlträger eine Höhe von ca. 100 cm (HEB 1000) gehabt, was sehr unansehnlich gewesen wäre. Eine Konstruktion aus herkömmlichem Nadelholz hätte zudem zu weitaus größeren Abmessungen geführt, als von den Planern vorgesehen war. Deshalb machte sich müllerblaustein auf die Suche nach einem alternativen Material und stieß schließlich auf die unterspannten BauBuche-Verbundträger.

Dank der unterspannten Konstruktion und der hohen Tragfähigkeit von BauBuche, die etwa dreimal so hoch ist wie die von Nadelholz, konnten die Architekten eine Konstruktion mit kleinen Elementquerschnitten realisieren. Zudem war es möglich, die 2,43 m hohe unterspannte Konstruktion zwischen den Pfeilern zu positionieren, wo sie niemandem im Weg ist und die Gesamtwirkung des Halleninneren sogar noch verstärkt. Gleichzeitig konnte die Gebäudehöhe auf das begrenzt werden, was die Planer für am attraktivsten hielten, was wiederum Material und Kosten sparte.

Blockverklebung erforderte Zustimmung im Einzelfall

Da es zu diesem Zeitpunkt noch keine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung für blockverleimte BauBuche-Querschnitte gab (sie liegt jetzt vor), beantragte müllerblaustein eine projektbezogene Zulassung. Dieser Schritt erfolgte in Abstimmung mit dem Regierungspräsidium Tübingen und der Materialprüfungsanstalt der Universität Stuttgart (MPA Stuttgart). Die Genehmigung wurde unverzüglich erteilt, so dass die Träger termingerecht produziert werden konnten. Die Holzbauspezialisten von müllerblaustein freuen sich über die neue Halle.

BauBuche als Aushängeschild für Innovation

Neben den vielen technischen und bautechnischen Gründen, die für eine Kranbahn in BauBuche sprachen, wählte müllerblaustein die Lösung auch, um der Welt zu zeigen, was mit Holz am Bau möglich ist. „Mit diesem innovativen Projekt wollen wir unsere Kunden und die Öffentlichkeit auf die außergewöhnlichen Eigenschaften des Naturbaustoffs Holz und die Attraktivität moderner, alternativer Lösungen in Holz aufmerksam machen“, erklärt Reinhold Müller, Geschäftsführer von müllerblaustein. „Die Erweiterung des Wissens im Holzbau ist uns eine Herzensangelegenheit. BauBuche ist eine echte Alternative nicht nur zu Stahl, sondern auch zu Fichte und Tanne, die aufgrund des Klimawandels in unseren heimischen Wäldern immer seltener vorkommen werden. Außerdem konnten wir mit BauBuche eine Kranbahn mit deutlich kleineren Elementquerschnitten bauen, als dies mit Nadelholz möglich gewesen wäre.“

-Text von Susanne Jacob-Freitag-

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