Der Holzbau kehrt zurück in die urbanen Zentren. Der rund 8.300 m² große Pistoriusplatz liegt im Süden des Bezirks Weißensee, der an den die letzten Jahre bauboomenden Bezirk Prenzlauer Berg angrenzt.
Die in der Stadt ansässigen Architekten von Kaden + Lager entwarfen eine Konstruktion, die offen ist, Transparenz bietet und die Interaktion innerhalb der Gemeinschaft fördert. Die Holz-Hybrid-Konstruktion wurde von der lokalen Gemeinschaft gut aufgenommen und hat zur allgemeinen Akzeptanz des Projekts in der Stadt beigetragen. Die Umsetzung erfolgte mit 5 Gebäudeeinheiten à fünf Geschossen, und 5 Gebäudeeinheiten à vier Geschossen. Insgesamt umfasst diese neue Siedlung in einem etablierten Viertel 45 Wohnungen und 2 Maisonette-Einheiten für 180 Personen.
Holz-Beton-Verbunddecken vereinen die konstruktiven Vorteile und statischen Eigenschaften zweier hochwertiger Materialien. Während die Holzkonstruktion die auf den Boden wirkenden Zugkräfte aufnimmt, trägt der Beton die Druckkräfte. Darüber hinaus ermöglicht das Hybridsystem größere Spannweiten ohne Stützen und bietet einen besseren Trittschallschutz und Brandschutz als Holzdecken. Obwohl das Gesamtgewicht und die Einbauhöhe geringer sind als bei einem Betonboden, bietet die Verbundkonstruktion eine größere Tragfähigkeit bei geringerer Bodendurchbiegung. Die beiden Materialien werden durch spezielle Befestigungselemente, wie z. B. geklebte Schubverbinder, kraftschlüssig miteinander verbunden. Das Holz-Beton-Verbundsystem bietet somit erhebliche technische und wirtschaftliche Vorteile.
Für das Projekt P1 am Pistoriusplatz in Berlin entwickelten die Ingenieure der Pirmin Jung Deutschland GmbH ein innovatives Holz-Beton-Verbundsystem, bei dem BauBuche das traditionelle Nadelholz in der Zugzone ersetzt. Eine weitere Premiere sind die attraktiven Decken mit sichtbaren vertikalen BauBuche-Furnierschichten, die den Räumen eine einzigartige Atmosphäre verleihen und den Holzcharakter des Gebäudes widerspiegeln. Durch die Verwendung von BauBuche wurden die TCC-Böden indirekt auf den Betonträgern verlegt, und der Unterzug fungiert als Aufzugsbalken. Ein Verputzen oder eine abgehängte Deckenkonstruktion war daher nicht erforderlich, was natürlich Zeit und Geld sparte. Außerdem konnten die Elemente in einem Zug über die gesamte Breite des Gebäudes verlegt werden, so dass die Kranmiete und die Montagezeit erheblich kürzer waren als bei einer herkömmlichen Konstruktion. Jede Etage besteht aus 19 vorgefertigten 68 cm breiten, 6 cm dicken und 13 m langen BauBuche-Elementen. Dehnungsfugen von 8 mm Breite zwischen den Elementen ermöglichen den Ausgleich von Maßänderungen in der Bodenkonstruktion.
Eine 12 cm dicke Schicht aus Ortbeton wurde direkt auf die Holzkonstruktion gegossen. Sie sorgt für eine hervorragende Brand- und Schalldämmung und ist mit der Holzdecke durch Teilgewindeschrauben verbunden. Die Bauleute verwendeten eine Betonmischung, die in vielen Bereichen bereits nach vier Tagen vollständig abgebunden war. Die Kanäle für die elektrischen Leitungen wurden daher bereits vor dem Betonieren verlegt. Auf dem Beton verlegten sie 4 cm Trittschalldämmung und einen 7 cm dicken Estrich mit integrierter Fußbodenheizung, der mit 14 mm BauBuche-Parkett belegt wurde.
Im Vergleich zu herkömmlichen LVL- oder CLT-Elementen aus Weichholz ermöglicht die gewählte Konstruktion wesentlich schlankere Abmessungen, ohne die Tragfähigkeit des Bodens zu beeinträchtigen. Darüber hinaus benötigt diese Art der Konstruktion rund 50 % weniger Holz als eine herkömmliche TCC-Konstruktion. Durch die Verwendung von BauBuche-Balken konnte die Höhe der Rohdecken auf 18 cm reduziert werden, was bei den gegebenen Gebäudeabmessungen Raumhöhen von bis zu 3,80 m ermöglicht. Bei den mittleren Aufkantungsträgern liegen die TCC-Platten nicht direkt auf dem Holz auf, sondern werden indirekt von der Betonkonstruktion getragen, die wiederum auf dem Untergurt der integrierten Balken aufliegt. Die eingefrästen Nocken in den Holzquerschnitten wurden beim Gießen des Ortbetons ausgefüllt und verbessern den Verbund zwischen Holz und Beton zusätzlich. Die dadurch entstehenden Betonstößel leiten Scherkräfte in das Holz ein, so dass eine deutlich höhere Steifigkeit erreicht wird. Die Scherfestigkeit an diesen Nuten und die Brandschutzanforderungen der REI60 waren die beiden Hauptkriterien für die Bemessung der BauBuche-Balken. Die Unterzüge in den Außenwänden sind ebenfalls aus BauBuche, während die Aufkantungsträger in den Mittelachsen aus geschweißtem Profilstahl gefertigt sind, da sie eine höhere Last tragen müssen. Aus statischer Sicht bestehen die Holz-Beton-Verbunddecken aus Platten, die die aussteifenden Lasten in die aussteifenden Außen- und Innenwände übertragen. In jeder Geschossebene gibt es mindestens drei solcher Wände, nämlich zwei Außenwände aus einer leichten Holztafelkonstruktion und eine aussteifende Innenwand aus massivem CLT.
Zum Schutz der BauBuche in den TCC-Böden wurde die Holzoberfläche, die den Ortbeton trägt, werkseitig mit einer wasserlöslichen Holzzwischenlasur auf Basis von Reinst-Acrylat hydrophobiert. Diese Behandlung macht die Oberfläche wasserabweisend, ohne die Diffusion zu beeinträchtigen. Die Stirnseiten wurden mit einer speziellen Hirnholzbeschichtung behandelt, die aus der oben genannten Hydrophobierungslasur in Kombination mit einer Grundierung besteht. Um die mit einer Holzfeuchte von 7 % gelieferten BauBuche-Elemente ausreichend vor Witterungseinflüssen zu schützen, erfolgte die Montage unter einem Wetterdach, das an einem Kran aufgehängt wurde. Bei starkem Regen kamen die Arbeiten sogar ganz zum Erliegen. Vor dem Bau durchgeführte Tests zeigten, dass bei 85 % relativer Luftfeuchtigkeit die Holzfeuchte von BauBuche nur in den Randzonen anstieg, während die anderen Zonen unbeeinflusst blieben, was darauf hindeutet, dass das hochverdichtete Material den Feuchtetransport zur Mitte hin verzögert und verlangsamt.
Dank des zweischaligen Aufbaus der tragenden, aussteifenden und umschließenden Wände und der langsamen Abbrandgeschwindigkeit der Massivholzbauteile sind alle Wohnhäuser in die Brandschutzklasse F60 eingestuft, was der Gebäudeklasse IV entspricht. Die Abbrandgeschwindigkeit von Brettschichtholz (Nadelholz oder Buche) mit einer charakteristischen Dichte von ≥ 290 kg/m³ liegt bei etwa 0,7 mm/min, so dass im unwahrscheinlichen Fall eines Brandes ausreichend Zeit für eine sichere Evakuierung des Gebäudes zur Verfügung steht. Die hervorragende Gestaltung der Wohnblöcke spiegelt sich in den Gesamtabmessungen, der Qualität der Materialien und der hochwertigen Verarbeitung wider. Den Architekten ist es gelungen, Wohnungen zu bauen, die den Anforderungen der Zeit gewachsen sind. Die neue Siedlung in einem etablierten Viertel steht also architektonisch auf einem soliden Fundament – und alles andere, was das Wohnen hier zu einem wertvollen Erlebnis macht, wird folgen.
-Text von Marc Wilhelm Lennartz-
Beratung für Architekten, Bauingenieure, Bauherren und Holzbauunternehmen