Hybrid in die Höhe

Risch, Schweiz

Lange Jahre war die Hochhausgrenze für den Holzbau Tabu. Das zehnstöckige Suurstoffi 22 setzt einen Meilenstein für den mehrgeschossigen Wohn-, Objekt- und Gewerbebau.

Die Gemeinde Risch im Kanton Zug liegt in der nördlichen Zentralschweiz zwischen den Städten Zürich und Luzern. Die Zug Estates AG transformiert dort das ehemalige Industrieareal Suurstoffi in ein neues urbanes Quartier, wobei die Erschließung, die Bebauung und der Betrieb des Areals klimagerecht ohne CO₂-Emissionen erfolgen. Hier wurde mit dem ‚Suurstoffi 22‘ das erste Hochhaus in Holz-Hybridbauweise errichtet. Mit seiner Höhe von 36 m setzt der Bürokomplex, der von zwei sich überschneidenden Baukörpern gebildet wird, zugleich das Standardmaß für das gesamte Quartier. Die Erschließung erfolgt über zwei zentrale Kerne aus Stahlbeton, die die Treppenhäuser und Aufzüge beherbergen und zugleich die Gesamtkonstruktion horizontal aussteifen. Eine Fortentwicklung bisheriger Bauabläufe stellte der parallele Aufbau der Stockwerke mit den Erschließungskernen dar, die häufig voneinander separiert vollzogen werden, da Holz- und Betonbau nicht aus einer Hand erfolgen. Der Vorteil, neben dem Zeitgewinn, war die Vermeidung von problematischen Maßungenauigkeiten beim Stahlbetonbau, die den millimetergenauen Holzbau hätten beeinträchtigen können.

Beteiligte

Bauherr
Bauingenieur
Holzbau
Brandschutzplaner

Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See

Produktion BauBuche Bauteile

Pollmeier, D-99831 Amt Creuzburg

Projekt informationen

BIM, Lean Construction und CAD basierte Entwurfsplanung

Angesichts des engen Zeitplans wählten die Planer einen integrierten Ansatz, der es ermöglichte, Teile des Projekts mit Hilfe von Building Information Modeling (BIM) zu realisieren. Durch die Verknüpfung der Planungsarbeiten mit der Holzvorbereitung und der Vorfertigung folgten die Projektleiter den Prinzipien des Lean Construction, indem sie Produktion und Montage parallel und in perfekter Abstimmung laufen ließen. Mit Hilfe von CAD wurde der Entwurf in 3D visualisiert, und die einzelnen Komponenten wurden dann direkt nach dem Modell CNC-gefräst und bearbeitet. Um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten, wurden alle Bauteile beschriftet und in Stücklisten erfasst, die die tatsächliche Montagereihenfolge festlegten. So wurden alle Gebäudeteile zu einem hohen Grad vorgefertigt und auf der Baustelle just-in-time montiert. Dadurch konnte die Bauzeit erheblich verkürzt werden, denn für die Errichtung eines Stockwerks wurden nur zehn Tage benötigt – das sind rund vier Monate weniger als bei herkömmlichen Bauweisen.

HBV-Deckensystem komplett vorgefertigt

Der hybride Charakter des Gebäudes Suurstoffi 22 kommt bei diesem Projekt in Holz-Beton-Verbundbauweise zum Tragen. Die auf Trägern ruhenden Deckenelemente, die ringförmig in das TCC-System integriert sind, messen maximal 0,42 m (H) x 2,84 m (B) x 8,44 m (L) und wiegen 8 Tonnen. Sie wurden als fertige Einheiten auf die Baustelle geliefert. Ebenfalls vorgefertigt wurde die 12 cm dicke Betonschicht, die auf der Balkendecke liegt. In den mehrschichtigen Deckenelementen sind alle haustechnischen Anlagen wie Heiz- und Kühlleitungen, Lüftungskanäle und die Sprinkleranlage untergebracht. Da keine dieser technischen Elemente in die primäre Tragstruktur integriert oder einbetoniert sind, können sie jederzeit für Inspektionen oder Reparaturen leicht zugänglich gemacht werden. Die vorgefertigten TCC-Elemente sind am Holzrahmen des Büroturms aus BauBuche-Trägern und -Stützen aufgehängt. Die Böden des zentralen Betonkerns des Gebäudes sind als starre Paneele konzipiert, die in Aussparungen platziert und dann mit vorstehenden Bewehrungsprofilen am Betonkern befestigt werden.

Maximale Raumhöhe Dank BauBuche

Der Holzskelettbau besteht aus Pfosten und Balken aus BauBuche. Diese sichtbaren Elemente machen deutlich, dass es sich bei der Suurstoffi 22 um einen Holzbau handelt, der sich nicht hinter einer Fassade aus einem anderen Material verstecken muss. Die Fassadenelemente liegen offen, ebenso wie die inneren, umlaufenden Tragwerke aus Balken und Pfosten aus 40 cm x 40 cm Buchen-Furnierschichtholz, die den Holzbau mit den Betonkernen verbinden. Dank der BauBuche-Balken konnte eine maximale Raumhöhe von 2,80 m eingehalten werden. In einem Gebäude mit den gleichen Außenmaßen und herkömmlichen Nadelholzbalken wären die Räume viel niedriger, da die Balken fast doppelt so hoch sein müssten, um die gleiche Tragfähigkeit zu bieten. Das Problem ließe sich zwar durch den Einbau von mehr Pfosten lösen, doch würde dies die Mieter bei der Gestaltung und Nutzung der Räume stark einschränken. Mit BauBuche verfügen sie nun über große Freiflächen, die das Gebäude äußerst attraktiv machen. Die BauBuche ist durch ihre schöne Optik und Verarbeitung nicht nur ein tolles Baumaterial, sondern auch ein Designmerkmal für sich. Die Suurstoffi 22 bietet anspruchsvolle Büroräume für Menschen, die einen hochwertigen Arbeitsplatz schätzen. Ähnlich wie die TCC-Platten wurden auch die Außenwandelemente, bestehend aus Holztafeln und 28 cm Steinwolle-Dämmung, im Werk hergestellt und als komplette Einheiten mit Fenstern usw. zur Baustelle geliefert. Insgesamt besteht das Bürogebäude aus 2.116 vorgefertigten Holzelementen (362 Wandelemente, 708 Holz-Beton-Verbundelemente und 1046 Pfosten und Balken). Dies entspricht etwa 1.500 m³ Holz. Da Holz zu 50 % aus Kohlenstoff besteht, enthält das Gebäude somit 375 Tonnen dieses chemischen Elements, was 1.375 Tonnen CO₂ entspricht. – Text by Marc Wilhelm Lennartz –

Vergleich Brettschichtholz GL24 – BauBuche GL70

GL24 Brettschichtholz BauBuche GL70 Unterschied
Druckfestigkeitfc,0,k24 N/mm²59,4 N/mm²+ 147 %
Biegefestigkeitfm,k24 N/mm²70 N/mm²+ 192 %
Querdruckfestigkeitfc,90,k 2,7 N/mm²10 N/mm²+ 270 %
ElastizitätsmodulE0,mean11.600 N/mm²16.700 N/mm²+ 44 %

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