Pollmeier baute an seinem Firmensitz in Creuzburg eine neue Lagerhalle. Mit einem Dachtragwerk aus Fachwerkbindern und Pfetten aus BauBuche sowie Fichte-LVL-Platten gelang eine Überdachung ganz aus Holz. Dabei sind Pfetten und Platten zu Dachelementen verbunden, die als aussteifende Scheibe wirken und dadurch keine Windverbände benötigen.
Pollmeier Massivholz GmbH & Co. KG
+Seelinger Architekten+Ingenieure, Darmstadt DE
Holzbau Amann GmbH, Weilheim-Bannholz DE
sblumer ZT GmbH, Graz AT
270 m³ BauBuche 165 m³ Pollmeier Fichte LVL
4.300 m²
Pollmeier, D-99831 Amt Creuzburg
„Für das Dach des neuen Flächenlagers West von Pollmeier in Creuzburg hätten wir uns für eine Standardkonstruktion mit Stahl- oder Stahlbeton-Fachwerkträgern in Kombination mit einer Trapezblecheindeckung entscheiden können“, erklärt Architekt Martin Seelinger. „Pollmeier war jedoch der Meinung, dass das neue Gebäude eine Holzkonstruktion sein sollte – in Anlehnung an die bestehenden Produktionshallen.“ Da BauBuche-Fachwerkträger bereits bei verschiedenen Hallenprojekten namhafter Architekten für eine Reihe renommierter Unternehmen erfolgreich eingesetzt wurden, war es nur folgerichtig, dass sich Pollmeier auch bei seiner eigenen Lagerhalle für diese Bauweise entschied. Für das statische System wählten die Ingenieure eine „Träger-auf-zwei-Stützen“-Konstruktion in linearer Anordnung. Die BauBuche-Gitterträger ruhen auf vorgespannten Stahlbeton-Fertigteilstützen im Abstand von 7,20 m, die das tragende Skelett der knapp 33 m breiten, 131 m langen und 15 m hohen Lagerhalle bilden. Die Fachwerkbinder sind knapp 32 m lang. Aus Fertigungs- und Transportgründen bestehen sie aus zwei separaten Teilen, die auf der Baustelle durch ein spezielles Befestigungssystem mit geschlitzten Blechplatten und Stahldübeln (BSB-Verbinder) zusammengefügt werden. Zur Entwässerung werden die Obergurte mit einem leichten Gefälle von 2 % zu den Rinnen hin eingebaut. Am mittleren Montagestoß sind die Gitterträger daher knapp 3,10 m hoch und verjüngen sich zu den Rinnen hin auf 2,60 m. Die präzisionsgefertigten Teile der Fachwerkbinder wurden von Pollmeier in Creuzburg vorgefertigt und als „Rohbausätze“ an die Holzbaufirma Amann geliefert. Dort wurden die Bauteile auf einer CNC-Maschine zugeschnitten, wo die Schlitze für die Blechbefestigungen und die Dübellöcher für die Knoten hergestellt wurden.
Für das eigentliche Dach hat sich Pollmeier ebenfalls für Holz als Hauptmaterial entschieden. Es besteht aus Pi-Plattenelementen, die aus BauBuche-Pfetten und verschraubten Fichten-LVL-Platten (LVL = Laminated Furnier Lumber) hergestellt werden. Diese Elemente haben den Vorteil, dass sie zu einer Platte zusammengefügt werden können, wodurch zusätzliche Windaussteifungen entfallen, die bei einer herkömmlichen Trapezblecheindeckung nicht möglich gewesen wären. Pi-Platten stellen auch im Hinblick auf Produktion und Montage eine optimale Lösung dar: Die Pfetten lassen sich einfach abbinden und mit den 39 mm dicken LVL-Platten schnell zu den gewünschten, tragfähigen Elementen verschrauben. Sie überspannen problemlos die 7,20 m zwischen den Fachwerkbindern. Ihre Breite von 1,82 m ergibt sich aus dem Standardmaß der LVL-Platte von Pollmeier. Das ermöglicht ein Pi-Platten-Element mit drei Pfetten-Balken im Abstand von etwa 90 cm, also zwei Rand- und einem Mittelbalken. Um bei der Aneinanderreihung keine doppelten Balken am Längsstoß zu erhalten, haben die Planer je Element einen Randbalken weggelassen. Gleichzeitig wird die Platte nur über die halbe Breite des verbleibenden Randbalkens geführt und mit diesem verschraubt. In Reihung kann nun die auskragende Plattenseite auf die freie Balkenhälfte des anschließenden Elements aufgelegt und ebenfalls mit ihr verschraubt werden. Nach und nach entsteht so die Dacheindeckung als durchgängige Pi-Platte. Da die Stöße auf den Pfetten liegen, benötigt diese Konstruktion keine Koppelbretter am Plattenstoß, was Aufwand und Materialverbrauch erheblich reduziert. Die Enden der Dachelementpfetten sind mit Zapfen versehen, die perfekt in die seitlichen Schlitze der Obergurte der Fachwerkkonstruktion passen. Diese Verbindungsmethode macht kostspielige Befestigungsmittel und zusätzliche Schrauben überflüssig. Beim Verlegen der Elemente liegen die Stirnkanten der LVL-Platten auf den Obergurten der Fachwerkkonstruktion auf und werden mit Schrauben befestigt. Nach bewährter Praxis werden alle BauBuche-Elemente mit amtlich zugelassenen Schrauben befestigt.
Da die Dachkonstruktion nur in bestimmten Bereichen Aussteifungsbleche benötigt, können die Bretter der Elemente in anderen Bereichen für Schornsteine, Kamine, Oberlichter und Ähnliches problemlos ausgeschnitten werden. Bei Öffnungen, die größer sind als der Abstand zwischen den Pfetten, müssen diese nicht ausgeschnitten werden. In solchen Fällen genügt es, die Öffnung in der Bretterabdeckung um den Querschnitt der Pfette zu vergrößern. Auf diese Weise lassen sich zum Beispiel relativ große Öffnungen herstellen, wie sie für Schornsteine benötigt werden. Insgesamt wurden etwa 324 Dachelemente gefertigt. Sie sind im Hinblick auf ihre Tragfähigkeit äußerst materialsparend und damit sehr wirtschaftlich. Nach Fertigstellung des neuen Flächenlagers werden dort vor allem die LVL-Platten aus Buche und Fichte gelagert. Die Logistik erfolgt dann vollautomatisch über Vakuumheber, die über eine Kranbahn die Halle auf ganzer Länge abfahren können.
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