Optimierte Holzmodulbauweise mit BauBuche

Stadtschulamt Frankfurt am Main, Europäische Schule, Deutschland

Schnell, staubfrei und langlebig: der neue Holzmodulbau mit BauBuche.

Das Modulbauten mehr als nur pragmatische „Ökohütten“ sind, haben die Architekten Berganski und Krawczyk mit dem Erweiterungsbau einer Frankfurter Schule bewiesen. Der in Holzmodulbauweise erstellte Erweiterungsbau zeichnet sich durch seinen hohen Vorfertigungsgrad und kurze Bauzeiten, seine geringe Lärm- und Staubbelastung sowie die exakte Einhaltung der räumlichen Vorgaben aus. Dank seiner Module ohne Seitenwände konnte die Grundrissgestaltung flexibel gestaltet werden. Die freiliegenden Sturzbalken, Stützen und Brettsperrholzwände schaffen in Verbindung mit der bodentiefen Verglasung an den Stirnseiten ein freundliches und helles Umfeld in den Klassenräumen. Die Verwendung von BauBuche für die freitragenden Unterzüge brachte nicht nur Material-, sondern auch Höhen- und damit Baukosteneinsparungen im Vergleich zu herkömmlichem Brettschichtholz. In Kombination mit der positiven CO2-Bilanz der Holzmodule gilt die Europäische Schule als beispielhafter Prototyp für systemische Bauweisen. Und das Konzept geht weiter: 2015 wurde der Erweiterungsbau der Europaschule mit dem hessischen Holzbaupreis ausgezeichnet und die Architekten arbeiten bereits an einem Folgeprojekt – natürlich in Holzmodulbauweise.

Die Europäische Schule hat eine Anerkennung beim Deutschen Holzbaupreis 2017 erhalten. 

Beteiligte

Projekt informationen

  • Design & modularer Aufbau

    The temporary European School building was compiled from modules of different sizes. At 3 metres in width, the modules have been optimised to ideal transportation dimensions, and can be combined to create classrooms of approx. 80 m² or smaller WC facilities or ancillary rooms. The basic construction consists of spruce cross-laminated timber and is surrounded by a BauBuche frame (beams and columns). Due to the high load bearing capacity of the joists/ beams with a height of only 560 mm, even spans of up to 9 metres could be bridged without any supports. Due to the particular appearance of the BauBuche, it was not necessary to conceal the beams using design measures; instead, they remain in view.

  • Einsparpotential durch BauBuche

    Durch den Einsatz der BauBuche konnte nicht nur Material eingespart werden, sondern auch Bauhöhe, -kosten und Verbindungsmittel.

    Material

    Für den Tragwerksplaner Konrad Merz war vor allem die Bauteilschwingung ausschlaggebend für die Bemessung der Balken. Um die notwendige Steifigkeit zu gewährleisten, hätten Nadelholz-Leimbinder deutlich größer sein müssen als die BauBuche:

    Höhe (bei gleicher Breite = 220 mm)
    BauBuche560 mm
    Brettschichtholz Weichholz640 mm

    Neben der Holzmenge konnten darüber hinaus folgende Einsparungen erzielt werden:

    • Transporthöhe (eingesparte Raumhöhe durch hochbelastbares Material)
    • Durch die geringere Trägerhöhe der BauBuche konnte die Gebäudehülle um 24 cm niedriger gebaut werden
    • Aufgrund der reduzierten Bauhöhe konnten in Summe 25.000€ Fassadenkosten gespart werden
    • Verbindungsmittel: Die BauBuche-Träger konnten direkt auf die Fassadenstützen aufgelegt werden – bei weicheren Nadelhölzern wären solche Anschlüsse nur mit Stahlblechen o.ä. möglich gewesen.

    CO2 Bilanz des Holzbaus

    Insgesamt wurden für den Erweiterungsbau der Europäischen Schule rund 1010 m³ Holz verwendet. Diese Holzmenge erzeugt im Gebäude eine CO2-Konzentration von etwa 1000 Tonnen, die die Bäume während ihres Wachstums der Atmosphäre entzogen haben. Ein konventioneller, mineralischer Bau hätte nicht nur doppelt so viel Bauzeit in Anspruch genommen, sondern durch die energieintensive Herstellung der Baustoffe eine negative CO2 Bilanz verursacht: Ca. 1000 t des Treibhausgases hätten für die Realisierung dieses Projektes emittiert werden müssen. Hier zeigt sich deutlich der Unterschied: Während bei einem Holzbau das der Atmosphäre entzogene CO2 im Material gebunden ist, wird bei der Herstellung von Stahl und Beton eine große Menge des Treibhausgases freigesetzt. Im Falle der Schulerweiterung in Frankfurt ergibt sich ein Unterschied zwischen der Holzmodul-Lösung und dem konventionellen Massivbau von 2.000 Tonnen CO2. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Fußabdruck der Deutschen beträgt etwa 11 Tonnen CO2 pro Jahr.

  • Erfahrungsbericht der Architekten

    Der Bau der Europäischen Schule war das erste große Holzbauprojekt für die Architekten Kerstin Berganski und Andreas Krawczyk.

    Die 3D-Modulbauweise wurde vom Bauherrn vorgegeben – warum haben Sie sich für Raummodule aus Holz entschieden?

    AK: Ausschlaggebend für uns waren letztlich die qualitativen Möglichkeiten, die der Holzbau bietet. Wir wollten den Nutzern, vor allem den Kindern, die bestmöglichen haptischen Qualitäten in den Innenräumen bieten. Außerdem wollten wir, dass die Gestaltung des Gebäudes immer noch ein Erlebnis ist. Deshalb waren uns die sichtbaren und fühlbaren Holzoberflächen in den Innenräumen sehr wichtig. Ein anderer Entwurf, bei dem die Primärkonstruktion dauerhaft verkleidet hätte werden müssen, kam daher nicht in Frage.

    In diesem Fall ist der Schulbau temporär begrenzt, dennoch weisen die Module eine hohe Bauqualität auf. Was spräche denn dann eigentlich noch gegen Dauerlösungen aus Modulen? Gerade bei dem aktuellen Wohnungsbedarf könnte das doch eine bezahlbare Lösung sein, oder?

    AK: Das ist eine wirklich faszinierende Frage, an der wir derzeit sehr interessiert sind. Wir sehen hier sehr viel Potenzial! Das im Rahmen des Projekts Europaschule entwickelte Prinzip des Raummoduls ohne Längswände hat zu einer großen Freiheit in der Grundrissgestaltung geführt, die natürlich auch im Wohnungsbau anwendbar ist. Und auch die Bauvorschriften berücksichtigen inzwischen Holzkonstruktionen, zum Beispiel in den Brandschutzvorschriften. Die Geschwindigkeits- und Kostenvorteile liegen klar auf der Hand. Wir möchten ein weiteres Projekt in diese Richtung entwickeln, und zwar nicht nur für temporäre Flüchtlingsunterkünfte, sondern auch als bezahlbare, aber qualitativ hochwertige Alternative im Bereich des regulären Wohnungsbaus. Tatsächlich haben wir gerade ein Modell entwickelt, das in der Frankfurter Rundschau ausführlich diskutiert wurde. Allerdings scheinen die Bauherren im Moment noch nicht sehr offen für die Idee zu sein.

    Was waren Ihre Erfahrungen mit der BauBuche? Was hat Sie besonders überzeugt?

    AK: Unsere Erfahrungen waren alle sehr positiv. Wir hatten vorher noch nie BauBuche verwendet und waren von Anfang an von der ästhetischen Qualität begeistert. Ohne die hohe Tragfähigkeit der BauBuche, die von den Statikern von Merz Kley Partner gut genutzt wurde, wäre diese Art der Raumwirkung nicht möglich gewesen.

    Können Sie sich weitere Projekte mit BauBuche vorstellen? Wenn ja, welche?

    AK: Natürlich – warum nicht? Wir haben BauBuche inzwischen in einem kleinen Wohnprojekt als Bodenbelag eingesetzt. Das ist eine ganz neue und wirklich angenehme Oberfläche, die man nicht sofort auf einem Fußboden erwartet, sondern die dort eine wirklich einzigartige Qualität entwickelt. Wir müssen abwarten, was da noch kommt. Wir sind für alles offen. Diese Entwicklung steht noch ganz am Anfang, was für uns sehr spannend ist.

  • Erfahrungsbericht der Stadt Frankfurt

    Mit dem Anbau der europäischen Schule musste die Stadt Frankfurt diversen Anforderungen gerecht werden. Der Fachbereichsleiter und Architekt des Frankfurter Hochbauamtes, Baudirektor Harald Heußer, ist von den Vorteilen der Modulbauweise überzeugt.

    Herr Heußer, worin sehen Sie die wichtigsten Vorteile?

    Die Vorteile liegen vor allem in der Flexibilität des Entwurfs und der extrem kurzen Realisierungszeit von nur 7 Monaten, d.h. fast die Hälfte der Zeit, die für Massivbauten benötigt wird. Entscheidend war jedoch die architektonische Qualität des Innenraums. Trotz ihrer Modularität haben die Gebäude nicht den Eindruck von Provisorien, den man oft mit temporären Bauten verbindet. Der Entwurf stößt bei Mitarbeitern und Studenten gleichermaßen auf große Zustimmung.

    Inwieweit hat die Stadt Frankfurt von dieser Bauweise profitiert?

    Wenn eine Schule renoviert werden muss, müssen die Schüler zwangsläufig umziehen. Das hat in der Vergangenheit oft zu heftigen Diskussionen mit Eltern geführt, die nicht wollen, dass ihre Kinder jahrelang in Containerbauten unterrichtet werden. Seit wir aber Holzmodulbauten anbieten können, ist das kein Problem mehr. Die Gebäude in Holzmodulbauweise werden als adäquate Schulbauten akzeptiert. Auch die hochwertigen Wandoberflächen aus Weißtanne/3S-Platten oder lasierten OSB-Platten sind zweifellos ein Schlüssel zur Akzeptanz dieser Holzmodulbauten.

    Für welche weiteren städtebaulichen Herausforderungen könnte der Holzmodulbau Lösungen bieten?

    Dieser Entwurfsansatz eignet sich insbesondere für Bauaufgaben, bei denen es darum geht, Schnelligkeit mit hoher Qualität und architektonisch ansprechenden Innenräumen zu verbinden. Mit anderen Worten: Gebäude, in die man seine Kinder gerne für einen längeren Zeitraum während eines wichtigen Lebensabschnitts schicken würde. Die Anwendungen beschränken sich nicht nur auf Schulumzüge – auch für den Bau von Kindergärten und Umkleideräumen in Sportstätten stellt das Holzmodulkonzept einen interessanten Ansatz dar.

    Sind bereits weitere Projekte dieser Art geplant?

    Wir sind dabei, ein standardisiertes Holzmodul zu entwickeln, das die gleiche Flexibilität und Kompatibilität wie die erfolgreich am Markt eingeführten Stahlcontainer bieten wird. Unser Standardtyp soll auf Basis unserer geometrischen und bauphysikalischen Vorgaben von verschiedenen Anbietern produziert werden. Das „Frankfurt“-Modul soll sich aus einem Standardmodul für den Klassenraum, einem Flurmodul oder einem Sanitärmodul etc. zusammensetzen lassen. Aus diesen Elementen lassen sich je nach Bedarf kleinere oder größere Schulen von ein bis drei Geschossen entwickeln. Dieser Bautyp ist für temporäre Schulgebäude mit einer Nutzungsdauer von 4 bis 8 Jahren gedacht. Das Gebäude erfüllt die Anforderungen der Energieeinsparverordnung (ENEV) und u.a. alle Parameter des modernen baulichen Schallschutzes. Aufgrund ihrer außergewöhnlichen architektonischen Qualität werden diese Holzmodulbauten nicht als „Zumutung“ für das Stadtbild angesehen, sondern als hochwertige Ergänzung der Umwelt. In Frankfurt sind eine Reihe von Großprojekten in Planung, die zum Teil die Dimensionen der Europäischen Schule weit übersteigen werden. Im Westen Frankfurts soll ein Gymnasium mit 6 Klassen pro Jahrgang, Sporthalle und Mensa für fast 2000 Schüler in Holzmodulbauweise realisiert werden. Im Stadtteil Riedberg wird derzeit ein temporärer Holzmodulbau errichtet. Dieser wird als „Starterschule“ für die Kinder dieses neuen Frankfurter Stadtteils dienen, während an gleicher Stelle die geplante Gesamtschule entsteht. Nach etwa 2 Jahren wird die Schule wieder abgebaut und an einem anderen Standort neu errichtet. Zweifellos wird in naher Zukunft der Startschuss für weitere Projekte fallen.

Projektfotos

Baustellenfotos

Kontakt

Kontakt

Pfersdorfer Weg 6
D-99831 Amt Creuzburg

Beratung für Architekten, Bauingenieure, Bauherren und Holzbauunternehmen

POLLMEIER IS A MEMBER OF GERMANY'S FEDERAL ASSOCIATION OF SAWMILLING AND WOOD INDUSTRIES​
POLLMEIER IST MITGLIED DES BUNDESVERBANDS DER SÄGE- UND HOLZINDUSTRIE IN DEUTSCHLAND