Neuer Hauptsitz von Scott Sports in Givisiez: Harte Schale, weicher Kern – ein Atrium ganz in BauBuche

Scott Sports SA, Givisiez, Schweiz

Die Geschichte von Scott Sports begann 1958 mit der Erfindung des ersten Aluminium-Skistocks. Ihm folgten viele weitere Neuentwicklungen für den Profisport: z. B. ultraleichte Mountainbikes und Rennräder sowie Ski mit Carbonrahmen und innen liegender Sandwichkonstruktion mit Holz und Luftkanälen. Allen Produkten gemeinsam ist die Fokussierung auf die drei Scott-Leitmotive „Innovation, Technology und Design“. Diesen Markenkern verkörpert unverkennbar auch der neue Unternehmenshauptsitz in Givisiez im Kanton Fribourg, der die bislang verstreut liegenden Firmenstandorte in einem Gebäude bündelt.

Beteiligte

Projekt informationen

Den Berner Architekten von IttenBrechbühl ist es gelungen, ein einzigartiges Gebäude zu entwerfen, das die starke Identität der Bauherrschaft widerspiegelt und bis zu 600 Mitarbeitende beherbergt, die sich über lichtdurchflutete Arbeitsplätze und attraktive Gemeinschaftsräume freuen können, welche die Kommunikation und Zusammenarbeit fördern.Dieser Geist der Offenheit und des Dialogs wird bereits bei der ersten Annäherung an das Gebäude deutlich.Die Fassade ist vollständig mit einer leichten Aluminiumschale verkleidet, die aus dreieckigen, perforierten Sonnenschutzpaneelen besteht, die automatisch Licht und Temperatur im Gebäude regulieren.Durch die spezielle Konstruktion dieser Paneele entsteht ein attraktiv strukturiertes, auffälliges Äußeres, das die dem Sport innewohnende Dynamik widerspiegelt und durch die wellenförmige Unterkante der Aluminiumschale, die sich oberhalb der Verglasung des Erdgeschosses um das gesamte Gebäude schlängelt, zusätzlich betont wird.

Motto der Architekten: „harte Schale, weicher Kern“

Wenn man durch den Haupteingang des Hauptsitzes geht, betritt man einfach eine andere Welt.In der Mitte des Gebäudes befindet sich ein langes, fünf Stockwerke hohes Atrium, das mit Luft und Licht gefüllt ist.Während die Aluminiumfassade eine hochmoderne High-Tech-Skulptur bildet, verleihen die Dachkonstruktion und die Innenwände, die das Atrium umgeben, aus BauBuche dem Raum eine natürliche Ausstrahlung und ein warmes, einladendes Aussehen.Der Raum misst 15 x 42 m und ist 22 m hoch. Er ist das Herzstück des Unternehmens und dient als Veranstaltungsort für alle Arten von Events. Die Mitarbeiter treffen sich hier, wenn sie das Atrium auf dem Weg zur Kantine, zum Ausstellungsraum oder zum Auditorium im Erdgeschoss durchqueren oder wenn sie zwischen den Büros in den oberen Etagen wechseln. Das Atrium, das von Holz dominiert wird, ist ein warmer und einladender Raum, der das Wohlbefinden und die Kommunikation fördert. Gleichzeitig erinnert es an eines der bekanntesten Produkte von Scott Sports, nämlich Skier. Als die Architekten entdeckten, dass sich der Begriff „Ski“ ursprünglich auf gespaltenes Holz bezog, beschlossen sie, die Gestaltung des Atriums auf Furnierschichtholz zu gründen und entschieden sich für BauBuche, da dieses moderne Laubholz aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammt und dem Raum eine warme Ausstrahlung verleiht, während sein technischer Look perfekt zur High-Tech-Welt von Scott Sports passt. Dank der hervorragenden Festigkeit von BauBuche konnte eine Dachkonstruktion entworfen werden, die viel eleganter ist, als dies mit herkömmlichem Nadelholz möglich gewesen wäre.

Extrem leichte und doch räumlich präsente BauBuche-Dachkonstruktion

Da das Atrium über ein Glasdach verfügt, ist es lichtdurchflutet. Die geneigte Dachkonstruktion wird von 27 BauBuche-Trägern mit einer Länge von 15,4 m und einer Breite von 12 cm getragen. Ihre Höhe variiert zwischen 0,8 und 1,2 m. Das Gesamtbild ist eine filigrane Konstruktion, bei der 12 cm breite Querträger das Raster für die verglasten Bereiche bilden und die Hauptträger aussteifen. Die Querträger sind in Hohlkastenbauweise ausgeführt. Um die Raumakustik zu verbessern, sind sie aus gelochtem Buchensperrholz gefertigt. Beim Blick zum Himmel scheint das Dach über dem Atrium zu schweben, und alle Dachelemente sind perfekt aufeinander abgestimmt, um diesen Eindruck zu unterstützen. Das Beleuchtungssystem besteht beispielsweise aus unauffälligen LED-Lichtbändern, die in jeden zweiten Träger integriert sind, und es gibt keine sichtbaren Sonnenschutzelemente. Sowohl das Glasdach als auch die Glasfassade im Erdgeschoss sind mit elektrochromen Gläsern ausgestattet, deren Tönung verändert werden kann, um das einfallende Sonnenlicht zu steuern, ohne die Sicht aus dem Gebäude zu behindern. Das gefilterte natürliche Licht, das in den Raum einfällt, erzeugt ein ständig wechselndes Licht- und Schattenspiel im Inneren des Atriums, ohne dass es zu Blendung oder übermäßiger Wärmeentwicklung kommt.

Unregelmäßiges Regelmaß in den Atriumfassaden

Die Längswände des Atriums bestehen aus vorgefertigten geschosshohen Elementen, die mit 6 cm breiten und 9 oder 12 cm tiefen vertikalen BauBuche-Lamellen verkleidet sind. Diese sind in keiner bestimmten Reihenfolge angebracht, was den Wänden ein leicht gewelltes Aussehen verleiht. Die Lamellen sind in Abständen von 17,5 und 20 cm angebracht. Dieses unregelmäßige Muster hebt ein Stockwerk vom nächsten ab, außer entlang der Hauptträgerachsen. Diese wechselnden Abstände verleihen dem Atrium seine menschenähnlichen Dimensionen, seine Behaglichkeit und eine verbesserte Raumakustik. Die Rippenabstände von 17,5 bzw. 20 cm fügen sich perfekt in die 1,4 m hohe Bürorasterstruktur ein und verdecken zudem, dass der Betonmantel des Gebäudes mit Toleranzen von bis zu ±2 cm errichtet wurde.

Fassadenmontage mit temporär an den Dachträgern abgehängten Kranbahnen

Die großen und schweren vorfabrizierten Wandelemente wurden nach der Erstellung des Betonrohbaus und der BauBuche-Dachträger montiert. Da der Einsatz herkömmlicher Bau- oder Mobilkräne nicht möglich war, entwickelte der Holzbauspezialist Gutknecht in Zusammenarbeit mit dem Statiker Daniel Indermühle ein System mit temporären Kranbahnen, die an den Dachträgern aufgehängt wurden, um die Wandelemente zu heben und zu montieren. Aufgrund der hohen Festigkeit der Träger und der Positionierung der Aufhängepunkte in der Nähe der Tragprofile gab es nie Bedenken hinsichtlich der Sicherheit dieser einzigartigen Lösung. Da die Innenverkleidungselemente frei an den Wänden entlang bewegt werden mussten, war es nicht möglich, an der Gebäudehülle befestigte Gerüste zu errichten. Stattdessen verlängerte das Team das Dachgerüst um zwei seitliche Abschnitte, die in der Mitte des Raums gegeneinander verspannt wurden. In Fortführung des Musters der Atriumwand sind auch einige der verglasten Elemente mit BauBuche-Lamellen versehen, und das Lamellenmuster zieht sich weiter über die Deckenfelder der vollverglasten Vorder- und Rückwände des Raumes. Das gesamte Hauptgebäude bildet ein einheitliches und integriertes Ganzes. So sind auch die zahlreichen Kaffee-, Recycling- und Kopierstationen auf den verschiedenen Etagen mit BauBuche-Lamellen verkleidet. Furnierschichtholz aus Buche ist somit das dominierende Material im gesamten Gebäude. Seine Stärke, Vielseitigkeit und markante Optik repräsentieren die Kernwerte der Marke Scott Sports.

-Text von Roland Pawlitschko-

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