Technologien, Einflüsse und Herausforderungen im 21. Jahrhundert
21.02.2023
Autor: Pollmeier Redaktion
Fotos: Pollmeier Redaktion
Möbeldesign 2.0
Nach den Hochjahren von Stahl, Glas, Polymeren und anderen Werkstoffen haben sich die Anforderungen an das Möbeldesign im 21. Jahrhundert verändert: Nachhaltigkeit, Langlebigkeit und der ökologische Fußabdruck haben zunehmend mehr Einfluss auf die Kaufentscheidung. Dementsprechend reagiert die Industrie mit einem Material, das bereits seit tausenden von Jahren zum Einsatz kommt: Holz. Allerdings in neuen, innovativen Varianten, die dank des technischen Fortschrittes Material und Ressourcen einsparen. So bringt das „Möbeldesign 2.0“ wieder Natürlichkeit in unsere Wohnungen und unser Lebens- und Arbeitsumfeld.
Eine Geschichte der Möbelindustrie
Seitdem Möbel gebaut werden, machen sich Menschen Gedanken über deren Formgebung. Das „Möbeldesign“ orientiert sich am Menschen und seinen Bedürfnissen, sowie den zur Verfügung stehenden Technologien und Materialien. Mit der Industrialisierung und der steigenden Kaufkraft der Gesellschaft wurde die Art und Weise, Möbel herzustellen, grundlegend verändert. Zum einen war nun der Weg geebnet für die Massenproduktion auf wirtschaftlichem Niveau. Zum anderen konnten die zur Verfügung stehenden Materialien in neuen Verfahren bearbeitet werden. Als Meilenstein dieser Zeit gilt der Siegeszug des „Bugholzes“: Der Tischlermeister Michael Thonet entwickelte ein Verfahren, mit dem er Buchenholz unter Wasserdampf bog und zu Stühlen weiterverarbeitete. Sein „Konsumstuhl Nr. 14“ ist bis heute das meistproduzierte Sitzmöbel der Welt und wurde bisher über 50 Millionen Mal verkauft.
Nach dem ersten Weltkrieg wurde das Möbeldesign maßgeblich geprägt durch die Bauhaus-Schule. Designer wie Marcel Breuer oder Ludwig Mies van der Rohe und neue Materialien wie Stahlrohre, Glas, Sperrholz und Aluminium bestimmten das Aussehen der Möbelstücke. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Materialpalette um Kunststoffe, Chrom, Plexiglas, Lack und die Spritzgusstechnik erweitert. Charles und Ray Eames brachten ihren bis heute begehrten „Lounge Chair“ auf den Markt und Harry Bertoia eroberte mit organischen Formen wie seinem „Side Chair“ aus Drahtgestell die designorientierte Kundschaft.
Erst mit der Erdölkrise 1973 war dem Boom der Kunststoffe ein jähes Ende gesetzt: Plastikmöbel verschwanden fast komplett und wurden ersetzt durch Schichtholz und sogar Karton („Wiggle side chair“ von Frank Gehry). Zeitgleich begann eine andere Erfolgsgeschichte: Das Möbelhaus IKEA begann, Mitnahme- bzw. Selbstbaumöbel zum Schnäppchenpreis zu verkaufen und brachte mit dem Billy-Regal folierte und kantenbeschichtete Pressspanplatten preiswert in die Wohnzimmer. Es dauerte noch bis in die späten 1990er Jahre, bis erstmals auch Begriffe wie Wiederverwendung und Nachhaltigkeit zur Sprache kamen.
Ein Mash-Up der Megatrends
Zum Anfang des neuen Jahrtausends zeichnen sich Megatrends ab, die weit über das Möbeldesign hinausgehen und unsere Gesellschaft im Kern betreffen. Das größte Gewicht hat die rasant wachsende Weltbevölkerung, die neben dem zunehmenden Energie-Bedarf auch eine steigende Rohstoffnachfrage verursacht. Daraus resultiert ein wachsendes Bewusstsein für Nachhaltigkeit, um auch den nachfolgenden Generationen einen gleichwertigen Lebensstandard garantieren zu können.
Außerdem steigt das Gesundheitsbewusstsein: Nicht nur die Ernährung und die Fitness werden weiter optimiert, sondern immer mehr Menschen achten auch bewusst darauf, im Alltag giftige Substanzen zu vermeiden – Stichwort „Detoxing“. Das betrifft nicht zuletzt die eigenen vier Wände und damit natürlich auch die Einrichtungsmöbel.
Ein weiterer Megatrend ist die voranschreitende Digitalisierung, die den Alltag in allen Bereichen prägt. Spätestens mit dem „Internet der Dinge“ ist davon auch die eigene Wohnung betroffen. Jeder ist dank Smartphone und Tablet überall erreichbar, und selbst Gegenstände sind untereinander vernetzt. Außerdem verschmelzen Arbeitsplatz und Zuhause – „Homeoffice“ ist längst eine etablierte Arbeitsform. Daraus resultiert ein Interesse für Multifunktionalität – Möbel, die sich dem Leben und den jeweiligen Anforderungen anpassen.
Durch die Globalisierung und das Zusammenwachsen der Welt hat sich das Lebensmodell vieler Menschen verändert: Wegen Liebe und Job ziehen Menschen im Schnitt viereinhalb Mal um. Diese Wohnsitzwechsel müssen auch von den Möbeln mitgemacht werden: Sie sollen langlebig und haltbar sein, aber gleichzeitig auch leicht demontierbar bei geringem Eigengewicht. Gegenläufig zur Globalisierung steht der Megatrend „Individualisierung“. Durch die wachsenden Freiheiten und zunehmenden Toleranzen auch für alternative Lebensmodelle nehmen die Entscheidungen ebenfalls zu – oder kurz gesagt: Die Freiheit zwingt zur Entscheidung. Und so versucht man sich abzuheben von der Masse; die Art sich zu Kleiden oder die Wohnung einzurichten wird zur Leinwand der Persönlichkeit. Fast alle Märkte differenzieren sich fortlaufend aus, um diesen Anforderungen gerecht zu werden und auch im Kleinen wird jeder selbst zum Erschaffer – der „DIY“-Trend boomt.
Das Holz ist tot – lang lebe das Holz
Nimmt man alle diese Trends zusammen zeigt sich, dass es nur ein Material gibt, das all diesen Anforderungen langfristig gerecht werden kann: Holz. Neben seiner Fähigkeit, der Atmosphäre CO2 zu entziehen und den Kohlenstoff im Holz zu binden, muss Holz nicht erst hergestellt werden – ein Prozess, der bei der Produktion von Stahl oder Glas viele Treibhausgase freisetzt. So ist der Einsatz von Holz im doppelten Sinne gut für die Umwelt und den CO2-Fußabdruck und zahlt auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz ein. Daneben lässt sich Holz am Ende seines Lebenszyklus energetisch nutzen und muss nicht aufwendig recycelt werden.
Auch auf die Gesundheit kann Holz eine positive Auswirkung haben: Diverse Studien belegen die beruhigende Wirkung von Holz und die raumklimaregulierenden Eigenschaften. Auch was Langlebigkeit und Flexibilität angeht, überzeugt Holz als Material. Und sollte die Oberfläche irgendwann nicht mehr gefallen, so lassen sich Holzmöbel abschleifen und neu ölen, lasieren, wachsen oder lackieren.
Allerdings muss das Material nicht nur dem Endkunden gefallen, sondern auch für den Verarbeiter bzw. Anbieter interessant sein: Von der Wirtschaftlichkeit des Materials über die Verfügbarkeit wird Wert gelegt auf eine einfache Bearbeitbarkeit – vom Möbelhersteller wie auch Innenausbauer. Aufgrund dieser vielfältigen Anforderungen disqualifizieren sich viele herkömmliche Holzprodukte: Zahlreiche Laubhölzer sind aufgrund des hohen Verschnittes und des Produktionsprozesses für viele Verbraucher zu teuer. Sperrholz wird durch die typische „Sperrholz-Optik“ mit einem Furnier als Oberfläche nicht immer gewünscht. Bei Span-, HDF- und MDF-Platten muss eine Weiterveredlung stattfinden mit Folien und Kantenanleimern – was auf Kosten der „Natürlichkeit“ geht.
Aber die Industrie hat bereits neue, innovative Werkstoffe parat: Dank hochtechnologisierter Fertigungsverfahren kann das bestehende Holzsortiment laufend ergänzt werden. Besonders heraus sticht Furnierschichtholz: Besonders heraus sticht Furnierschichtholz: Baumstämme werden annähernd spanlos und nahezu ohne Materialverluste mit Schälmaschinen zu Furnieren verarbeitet, die Furniere werden qualitätssortiert, getrocknet und unter Druck zu platten- oder stabförmigen Werkstoffen verklebt. Diese Fertigung ist nicht nur ressourceneffizient und wirtschaftlich, sondern bringt auch eine vollkommen neue Optik in den dekorativen Markt. Die Oberflächen sind nun nicht mehr bestimmt von der teilweise sehr markanten Holzmaserung, sondern bekommen durch die feinen Linien ein neutrales und zurückhaltendes Aussehen. So kann Furnierschichtholz nicht nur universeller, sondern auch langfristiger eingesetzt werden – ohne Gefahr zu laufen, zu schnell aus der Mode zu kommen. Außerdem gibt Furnierschichtholz dem Designer großen Gestaltungsfreiraum bei der Kombination mit anderen Hölzern, Werkstoffen, Materialien, Formen und Farben.
Dank dieses Fertigungsverfahrens erleben nun Holzarten wie beispielsweise die Buche eine Renaissance. Buchen sind die am häufigsten vorkommenden Laubbäume in Europa und werden bisher vorwiegend thermisch genutzt – auf Kosten der Klimafreundlichkeit. Dabei birgt das robuste Laubholz gerade im Möbelbereich und Innenausbau großes Potential.
Beispiele für den Einsatz von Buchenfurnierschichtholz:
Mehr zur Buche und Furnierschichtholz aus Buchenholz erfahren sie unter www.baubuche.com