Pollmeier-Magazin: Herr Professor Radermacher, nach dem letzten Klimagipfel in Paris hat man sich auf eine Begrenzung der Erderwärmung auf (bestenfalls) unter 2 Grad geeinigt. In den Medien wurde das als „Erfolg“ bezeichnet. Ist es das?
Franz Josef Radermacher: Paris ist ein großer Erfolg, weil es nicht selbstverständlich ist, dass sich fast 200 Staaten mit sehr unterschiedlichen Interessen und sehr unterschiedlichen Ausgangssituationen in einem so sensiblen Bereich wie dem Klima auf gemeinsame Positionen einigen. Wir haben jetzt mit diesem Weltklimavertrag, wenn dieser auf das Jahr 2020 ausgerichtete Vertrag in Kraft tritt, eine deutlich verbesserte Ausgangssituation gegenüber dem heutigen Zustand. Das heißt allerdings nicht, dass die materiellen Zusagen in diesem Vertrag bereits die Voraussetzungen für eine Begrenzung der Erderwärmung auf 2°C oder weniger schaffen würden, das ist ein anderes Thema.
P-M: In Ihrem Vortrag „Globalisierung – Nachhaltigkeit – Zukunft: Zur Rolle der Ressourcen und der Holzwirtschaft“ sagen Sie: „Es geht im Kontext der Nachhaltigkeitsdebatte nicht um das Überleben der Menschheit, es geht aber um die Lebenssituation von Milliarden Menschen“. Was genau meinen Sie?
F.-J. Radermacher: Wir sind heute 7,5 Milliarden Menschen und waren vor 10.000 Jahren nur 20 Millionen. Selbst bei wesentlich veränderter Klimasituation würden wohl immer noch Milliarden Menschen auf diesem Globus überleben können. Aber es wären wahrscheinlich deutlich weniger als heute. Die Situation wäre auch für die Überlebenden deutlich weniger komfortabel, als wir es heute gewohnt sind. Insbesondere wäre der Übergang in eine solche „neue“ Welt mit extremen Belastungen, mit unnötigem Leid und mit unnötigem, frühzeitigem Sterben von vielleicht Milliarden Menschen verbunden. Das gilt es möglichst zu verhindern, auch wenn es dabei nicht um das Überleben der Menschheit als Ganzes geht.