""A certificate that documents this amount of CO2 is of huge value as a marketing tool." - Matthias Eisfeld"
Die CO2 Bank wurde von der Wald- und Holzwirtschaft ins Leben gerufen und ist eine Web-Datenbank, die die Reduzierung des Treibhausgases CO2 durch die Nutzung von Holz dokumentiert. Seit Start der CO2 Bank im Januar 2009 konnten durch verschiedenste Projekte bereits über 370.000 Tonnen CO2 reduziert werden – das entspricht etwa den Emissionen, die 40.000 Bürger der BRD jährlich verursachen.
Matthias Eisfeld ist Geschäftsführer der CO2 Bank, arbeitet seit vielen Jahren in der Holzbranche und ist einer der Wegbereiter der CO2-Bank und eines klimabewussten Umganges mit der Ressource Holz.
Pollmeier Magazin: Herr Eisfeld, mit welcher Intention wurde die CO2 Bank gegründet? CO2-Bank: Heutzutage wird – wenn es um das Thema CO2 Einsparungen geht – vor allem über Solaranlagen oder Elektroautos gesprochen. Das stimmt an sich auch, so können wir weitere Emissionen vermeiden. Aber das wirklich große Potential liegt im Wald und im Holz, denn das sind die einzigen aktiven CO2-Senker, da sie den Kohlenstoff binden und nur den Sauerstoff wieder abgeben. Wird das Holz nun über seine natürliche Lebenszeit hinaus genutzt – Stichwort ressourceneffiziente Kaskadennutzung – dann wird deutlich, welche enorme CO2-Senkenleistung in der Forst- und Holzwirtschaft schlummert. Und wir dokumentieren dieses Potential: In einer Webdatenbank, in der wir das durch Holz reduzierte CO2 festhalten.
Pollmeier Magazin: Allerdings nur von den Projekten, die Ihnen gemeldet werden. Warum sollte ein Zimmerer/Architekt/… ein Projekt melden? CO2-Bank: Das können symbolische, politische, informative oder wissenschaftliche Gründe sein. Wir gehen da so vor: Wenn beispielsweise ein Holzhaus gemeldet wird, fragen wir die verbauten Holzarten und -mengen ab. Dadurch kann man herausfinden, wie viel Kohlenstoff im Holz gespeichert ist – je nach Projekt sind das bis zu 100t CO2. Das kann als Urkunde an den Bauherren übergeben werden, z.B. bei der Einweihungsfeier. So ein Geschenk hat einen unglaublich hohen Wahrnehmungswert. Zum besseren Verständnis informieren wir auch darüber, was diese 100t CO2 Reduzierung bedeuten. Diese Menge stößt ein durchschnittliches Auto an CO2 aus, wenn über 650.000km fährt, also 17-mal um die Erde kreist. Für den Holzhauseigentümer eine gewaltige Menge in seiner CO2-Bilanz und für alle anderen ein Beispiel was man selbst tun kann, um das Klima zu schützen.
Pollmeier Magazin: Welchen Stellenwert hat Holz in der Reduzierung der weltweiten CO2 Emissionen? Spielt es eine große Rolle? CO2-Bank: Eine einzigartige große Rolle. Wie gesagt, es ist das einzige Material, das das CO2 in der Atmosphäre wirklich reduzieren kann. Eine einzigartige große Rolle. Wie gesagt, es ist das einzige Material, das das CO2 in der Atmosphäre wirklich reduzieren kann. Allerdings müssen wir uns dazu die Verhältnisse ansehen: Die Wälder schaffen es aktuell gerade mal zwischen 10-20 % der die weltweiten CO2 Emissionen zu reduzieren – die restlichen 80-90 % verbleiben weiterhin in der Atmosphäre. Und unterm Strich steigt der Treibhausgasgehalt immer weiter an.
Pollmeier Magazin: Nun kann Holz nicht nur aktiv Kohlenstoff binden, sondern punktet ein zweites Mal, wenn man damit Werkstoffe mit großen CO2 Emissionen (wie beispielsweise Stahl) ersetzt. Ist dieser Substitutionseffekt in Ihrer Rechnung berücksichtigt? CO2-Bank: Bei unseren Berechnungen ist der Substitutionsfaktor nicht berücksichtigt. Das hat mehrere Gründe: Da wir auch in der Schweiz und demnächst auch in Österreich tätig sind und dort die Diskussion über den dortigen Substitutionsfaktor noch nicht abgeschlossen sind, haben wir die „Reindaten“ und können den Faktor jederzeit einberechnen. Dadurch sind wir in der Berechnung sehr konservativ und sehr glaubhaft, bei den großen Mengen die zustande kommen, kann man sich das erlauben.
Pollmeier Magazin: Wäre denn langfristig neben der Bank auch eine Börse denkbar? Stichwort Emissionshandel. CO2-Bank: Als Vorschlag an die Politik sollte das weiterverfolgt werden. In der Schweiz war angedacht, die Berechnung der CO2- Bank als Grundlage für die Verminderung der Steuerzahlungen zu nehmen. Überlegt wurde ein Betrag von ca. 50 € je Tonne CO2. Bei dem Holzhausbeispiel würde der Eigentümer bei 100 t CO2-Reduzierung dann einmalig 5.000 € an Steuern sparen. Wenn man sich die „Geschenke“ der Politik für Elektroautos ansieht, ist das doch eine realistische Größe. Ein Handel an einer Börse wäre auf einer solchen Basis sicherlich auch möglich.
Wir müssen uns in allen Branchen der Ressource Holz öffnen – Matthias Eisfeld
Pollmeier Magazin: Springen wir ins Jahr 2026. Wie sieht die Baubranche im besten Fall aus? Was muss sich dafür ändern im Vergleich zu heute? CO2-Bank: Ich würde mir wünschen, dass wir über die Baubranche hinaus endlich anfangen zu erkennen, wann welches Material Sinn macht. Viele Ingenieure und Maschinenbauer machen es sich einfach: Was schon immer aus Stahl gebaut wurde, wird auch weiterhin aus Stahl gemacht. Dabei macht ein ressourceneffizienter Materialmix viel mehr Sinn! Schauen Sie sich allein Hercules an, das größte Flugzeug der Welt – aus Holz. Nios, ein Elektroauto: Aus Holz. Ich denke, wenn wir wirklich das volle Potential des Holzes als Kohlenstoffspeicher nutzen möchten, müssen wir uns in allen Branchen für diese Ressource öffnen. Pollmeier Magazin: Vielen Dank für das Gespräch.